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Wie viele Richter kennst du, die im Gefängnis mit verurteilten Drogentätern meditieren? Und die zur Rehabilitation Tai Chi, Meditation und Akupunktur in Haftanstalten einführen? Jamey Hueston ist diese Richterin. Sie hat mit Straffälligen meditiert und glaubt an die Kraft des Mitgefühls im Gerichtssaal. Hueston ist Richterin am Trial Court in Maryland und ihre Vision ist es, das Rechtssystem in den USA zu verändern. Sie möchte, dass das Konzept des „Mitfühlenden Gerichtshofes“ das Gerichtssystem auf allen Ebenen und in allen Aspekten reformiert.
Viele Jahre lebte sie diese Werte als Richterin und bildet inzwischen seit einigen Jahren Anwälte in empathischen Arbeitsweisen aus – inklusive Achtsamkeitstechniken. So ganzheitlich wie ihr Blick auf ein „Therapeutisches Rechtssystem“, ist auch ihre Arbeit als Richterin und Dozentin ausgerichtet. Mit ihrem Mann, einem Jiu-Jitsu Schwarzgurt und Trainer gab sie viele Jahre lang Naturerlebnis-Seminare. Dabei floss ihr großer Respekt vor den Traditionen und dem Wildniswissen der Lakota Nation mit ein (eines der indigenen Völker Nordamerikas).
Jameys Definition von Mitgefühl: “freundlichkeit oder großzügigkeit des herzens,”, “sympathie in aktion,”, und: „nachempfinden, dass ein anderer leidet , verbunden mit dem Wunsch, zu helfen.
Jamey Hueston
Inzwischen wächst sowohl die Aufmerksamkeit der Wissenschaft als auch des Justizsystems für solche Themen.
Wiebke: Interessiert das andere Richter, Gerichtsangestellte oder Vollzugsbeamten im Gefängnis überhaupt?
Jamey: Ja, absolut. Viele US-Gerichte wenden einzelne Aspekte bereits an, denn man fragt sich, welche Wirkung eine bestimmte Art von Gerichtsverfahren auf die Bürger*innen hat – und auf die Mitarbeitenden im Gerichtssystem. Aus Forschungsergebnissen und den Auswirkungen „therapeutischer Gerichtserlebnisse“ entstand das Konzept vom „Mitfühlenden Gericht“. Ich hoffe, dass in Zukunft das komplette Konzept des „Compassionate Court“ im Rechtssystem umgesetzt wird.
„Egal wer vor mir steht,“, erzählt Jamey in dem kleinen Café bei Stuttgart, „ich versuche immer, mich in mein Gegenüber einzufühlen – aber das allein reicht nicht!“, betont sie. Es gehe darum, im Verfahren für beide Parteien das beste Ergebnis zu erreichen, und zwar nachhaltig und möglichst langfristig. Es geht also um Mitgefühl, das nicht beim Mit-Fühlen endet, sondern darum im Gericht mitfühlend zu handeln. Denn so, betont Richterin Hueston, kann die ganze Situation transformiert werden.
Echtes Mitgefühl ist Empathie in Aktion.
Jamey Hueston
Damit eine Gerichtsverhandlung respektvoller ablaufen kann und ein Urteil sich nachhaltig positiv auswirkt, können verschiedene bewährte Tools angewandt werden wie:
Richterin Jamey hält es für unerlässlich, dass jeder Bürger und jede Bürgerin sich mit ihrem Anliegen vor Gericht gehört und gesehen fühlt – also auf einer tieferen Ebene respektiert. Und sie erlebt immer wieder, dass sich ein so geführtes Verfahren langfristig positiv auf beide Parteien auswirkt – und dass weniger Verfahren in Berufung gehen.
Den Skeptikern des „Mitfühlenden Gerichts“ kann sie daher auch entgegnen, dass Empathie im Gerichtssaal nicht nur eine heilende Wirkung auf die Parteien im Gerichtssaal hat, sondern auch den Steuerzahler entlastet, indem weniger nachverhandelt werden muss.
Der Compassionate Court betrachtet Gerichtsangelegenheiten aus einer breiteren Perspektive, wie Richterin Hueston in einem Fachartikel* im Magazin Court Review schreibt. Sie ermutigt die Gerichte dort, alternative therapeutische Lösungen zu formulieren. Dabei gilt es verschiedene Einflüsse zu berücksichtigen, wie zum Beispiel:
Der „Compassionate Court“ bedeutet für die Praxis, dass ein Gerichtsverfahren nachvollziehbar, praktisch durchführbar und human abläuft, und zwar unabhängig von der Schwere der Angelegenheit oder den Schwierigkeiten der beteiligten Menschen.
Nur ein empathischer, mitfühlender Gerichtshof kann resiliente, langfristige Lösungen hervorbringen.
Jamey Hueston
Im Empathischen Gerichtshof zeigt sich das Element des Mitgefühls als durchgehender, integraler Bestandteil: nicht nur in der inneren Haltung der Richter oder anderen Mitarbeitenden, sondern bis in jedes einzelne Büro und im Gerichtssaal. Auf jeder Etage, bei jedem Einzelnen und sogar bei der Inneneinrichtung der Gerichtsgebäude. Das Ergebnis ist ein Gerichtssystem, dessen Fokus auf dem Wohlergehen aller Bürger*innen liegt und nicht nur auf der Lösung des spezifischen Problems im Gerichtssaal.
Bauwerke sollen die Vorstellungskraft und die empathischen Fähigkeiten ihrer Nutzer nähren.
Juhani Pallasmaa, Architekt
3 Säulen für ein gerechtes Verfahren
Wie können Gerichte kreative Lösungen formulieren, um die Drehtür wiederholter Rechtsstreitigkeiten zu verhindern? In der Praxis hat sich die Kombination von drei Aspekten bewährt.
Die 3 Säulen:
Bilder: Jamey Hueston, Unsplash / Lina Trochez / Linkedin Sales Solutions / Steve Leisher / Daniel Lloyd Blunk Fernandez
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