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Es war einmal vor langer, langer Zeit… so beginnen viele Erzählungen, in denen die Menschheit ihre Faszination über Wölfe in Geschichten erzählt. Der Wolf symbolisiert sehr unterschiedliche – sogar kontroverse – Eigenschaften. Von angsteinflößend beschriebenen Kreaturen, wie Werwölfen, den Menschen die sich in Wölfe verwandeln und unsere Urängste triggern – bis hin zu Erzählungen über Wölfe, die menschliche Waisenkinder in ihr Rudel und Erziehungssystem aufgenommen haben. Und natürlich kümmern sich heute Wildbiologen und andere Fachleute um das „Wolfsmanagement“ europäischer und nordamerikanischer Wölfe.
Wölfe sind Wesen mit großem Familiensinn und ausgeprägtem Sozialverhalten. Und sie sind uns Menschen viel näher als vielerlei andere Arten. Nicht umsonst ist der beste Freund des Menschen, der Hund, der Nachfahre des Wolfes. Und Wölfe sind uns in vieler Hinsicht ähnlicher als beispielsweise der Affe, der uns doch genetisch näher ist. Das ist „bewildering“ – etwas erstaunlich und schon fast verwirrend, oder?
Wölfe stehen für zwei Aspekte, die wir von BHBD lieben: Erstens die gesunde Wildheit und die Harmonie mit der Wölfe in ihrem Ökosystem leben. Für uns eine tiefe Erinnerung und Inspiration, um uns wieder mit unserer inneren Natur und mit der äußeren Natur, der natürlichen Mitwelt zu verbinden. Auswildern heißt für uns natürliche Biohaker*innen, dass wir wichtige Urinstinkte wieder stärken, die wir in unserer naturfernen Zivilisation vergessen haben. Etwa ein gesundes Gefühl für Hunger und Sattheit, für Aktivität und Ruhe oder für unsere biologische Uhr. Unser Ziel als Biohacker*innen: Natürliche, gesunde Lebenssituationen zu schaffen, um mit der Kraft der Natur glücklicher, besser eingebunden und leistungsfähiger zu leben.
Das zweite Element, das uns an den Wölfen besonders beeindruckt, ist ihr ausgeprägtes Sozialverhalten und ihr Familiensinn. Wolfsforscher wie Shaun Ellis* und Farley Mowat** haben uns erstaunlich fürsorgliche Seiten der Wölfe zugänglich gemacht, die nichts mit dem bösen Wolf der Grimms-Märchen zu tun haben. Wolfsrudel erziehen ihre Jungen und geben Wissen und „wölfische Kultur“ an sie weiter. Erwachsene Wölfe erziehen außerdem nicht nur die Jungen, sondern kümmern sich auch fürsorglich um ihre Alten und Kranken.
Die Wolfsforscherin und Autorin Radinger verbrachte viele Wochen und Monate – auch in kalten Wintern – mit der Beobachtung wild lebender Wolfsrudel in Nordamerika. Ihr Buch „Die Weisheit der Wölfe“*** wurde zum weltweiten Bestseller und in 17 Sprachen übersetzt.
„What would Wolf do?“ – Diese Frage stellt sich die Wolfsforscherin Radinger oft für ihr eigenes Leben. Sie hat sich außerdem vier Grundregeln bei den Wölfen abgeschaut, die sie in ihrem eigenen Leben erfolgreich anwendet:
Lange haben wir die Hierarchie im Wolfsrudel als starr und einengend betrachtet. Moderne Wolfsforscher dagegen beobachten, dass die Rangordnung und die überschaubare Größe eines Wolfsrudels es erlauben, individuelle Kulturen zu entwickeln. Ein Wolfsrudel besteht aus 3-20 Mitgliedern und das soziale System scheint keine starre Form zu haben, sondern besteht aus verschiedenen „Kompetenz-Zentren“.
Die Kompetenzzentren im Rudel erfüllen unterschiedliche, sich ergänzende Aufgaben. So sind zum Beispiel nur das Alpha-Weibchen und -Männchen dafür zuständig, die Jungen zu bekommen. Danach gibt es ein Beta-Pärchen, das die Kommunikation zum Rudel aufrechterhält und als Kundschafter tätig ist. Die Omega-Klasse hat dagegen die wichtige Rolle, als Friedensstifter aufzutreten. Während Wolfsforscher*innen früher vermuteten, dass die „Omegas“ in der Rangordnung ganz unten stünden. Der Grund: Bei der Beute bekommen sie zuletzt etwas zu essen. Was moderne Forscher/innen nun entdeckten ist, dass die Beta-Wölfe bereits vorab die Ration der Omega-Kollegen verteidigt haben – und zwar immer mit besonders guten Fleischstücken. Ihre harmoniestiftende Fähigkeit wird also wertgeschätzt – und sie sind befreit vom nervigen Wettstreit um die Filetstücke der Beute.
Diese neue Erkenntnis über den Status der Omega-Wölfe lässt vermuten, dass es weitere unbekannte Regeln und Aspekte in der Sozialstruktur von Wolfsrudeln gibt und dass die Communities der Wölfe noch weitaus komplexer sind als wir bisher wissen.
Natürlich ist der Wolf ein Fleischfresser und Beutegreifer und kein zahmes Haustier. Aber – anders als bei uns Menschen – sind Wolfsrudel Teil ökologischer Netzwerke. Wie bei der Symbiose von Pilzmyzelen und Waldbäumen. So leben viele Wolfsrudel in einer pragmatischen Kooperation mit Raben im gleichen Naturraum. Mit ihrem Überblick aus der Luft entdecken Raben verwundete oder kranke Beutetiere frühzeitig und zeigen den Wölfen durch ihr Verhalten an, wo die Tiere sind. Wenn die Wölfe dann im Rudel ein Tier gerissen haben, können die Raben von den zerkleinerten Fleischstücken profitieren.
Die Lakota Indianer (von den Europäern „Sioux“ genannt“) schätzen den Wolf traditionell als Vorbild, wegen seiner Loyalität zu Familie und Stamm. Wie in Wolfsrudeln entstehen international und dezentral Gruppen von Biohacker*innen.
Die weltweite Biohackingszene wächst und befasst sich mit vielfältigen Themen und Philosophien. Wie in einem Wolfsrudel entstehen Vorbilder und Kompetenzzentren zu verschiedenen Themen. Diese gewinnen zunehmend an Reichweite, bis sich Untergliederungen und neue Gruppen bilden – ähnlich den Wolfsjungen, die ihr Rudel verlassen, wenn sie genug gelernt haben, um neue eigene Wege zu gehen.
Ergänzend zum traditionellen Gesundheitssystem bietet Biohacking individuelle Wege und neue Lösungen. Jeder Mensch und jede Lebenssituation sind einzigartig. Daher macht es Sinn, dass wir uns von Zeit zu Zeit mal in die Entdeckerrolle des „streunenden, einsamen Wolfes“ begeben, um wertvolle neue Wege oder sogar ein neues Rudel zu finden oder eines zu gründen.
*Shaun Ellis: Der Wolf (2015), Parragon Verlag und sein Wolf & Dog Development Center
**Farley Mowat: Ein Sommer mit Wölfen (2007), rororo Verlag
***Elli H. Radinger: Die Weisheit der Wölfe: Wie sie denken, planen, füreinander sorgen. Erstaunliches über das Tier, das dem Menschen am ähnlichsten ist (2017), Ludwig Verlag
***Verein CH.Wolf und dessen Partnerorganisationen
Bilder: GRAFIKCHAOS | Grafikdesigner, Unsplash / M L / Hans Veth, Depositphotos / AnnaNenasheva / Olga Angelloz
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