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„Resilienz“ wird die innere Widerstandskraft genannt, die uns befähigt, aus großen Herausforderungen oder Krisen gestärkt hervorzugehen. Meine Herausforderung war dieses Jahr: Was mache ich in Corona-Zeiten mit meiner kostbaren Urlaubszeit? Auch wenn scheinbar nichts bleibt wie es war – in dieser ungewissen Zeit – so scheint es doch eine Kraft zu geben, die in uns hineingelegt wurde.
Selbst wenn das Leben uns herausfordert und wir mit zum Beispiel mit menschlicher Kälte konfrontiert werden, so haben wir doch Ressourcen um damit umzugehen. Jeder Mensch hat dabei andere Stärken und Fähigkeiten, die ihm helfen über sich hinauszuwachsen und wieder aufzustehen, wenn uns das Leben zu Fall gebracht hat. Bei mir waren es kreative neue Ideen bei der Urlaubsplanung. – Und ich bin überzeugt: Unsere persönlichen Stärken sind mehr wert als aller materiellen Besitz, denn sie sind die Grundlage unseres Lebens und helfen uns, immer wieder neue Lösungen für neue Probleme zu finden.
Selbst diejenigen von uns, die ihre innere Stärke, ihre Resilienz gerade nicht fühlen, haben diese Ressourcen zur Verfügung. Und wenn wir uns diesen kostbaren Schatz bewusst machen, können wir unsere Fähigkeiten und unsere Lebenskraft gezielt fördern und aufbauen.
Biohacking Resilienz: Woraus setzte sich diese unsichtbare Power, die Resilienz zusammen?
Im Klinikalltag begegne ich täglich Menschen, die sich plötzlich mit unerwünschten Lebensereignissen konfrontiert sehen. Sei es ein Unfall mit traumatischen Folgen, lebensverändernde Diagnosen oder beeinträchtigende chronische Erkrankungen. Dann werden diese Menschen zu Patienten.
Manchmal reicht ein aufmunterndes Wort, eine Berührung oder ein netter Blickkontakt, um eine Aufwärtsspirale in Gang zu bringen.
Heidi Bohnet
Sie wollen dann aufgefangen und dort abgeholt werden, wo sie gefühlsmäßig gerade sind. Ich bekomme immer wieder Rückmeldungen, dass genau das meinen Patient*innen gut tut. Denn danach ist eine Besserung des Gemütszustandes absehbar. Das gibt dann wiederum Mut und Hoffnung, um ihre Ressourcen auszuschöpfen. Wenn wir die oben genannten Säulen der Resilienz nutzen, tritt die so genannte „Salutogenese“ ein – nämlich der Vorgang des Gesundwerdens, unterstützt von unseren eigenen Fähigkeiten.
Gute Stimmung und eine positive Haltung wollen trainiert werden, denn bei den meisten von uns kommt die gute Laune oft nicht von allein. Wenn wir uns das bewusst machen und uns das Motto zu Herzen nehmen „Glück ist ein Entschluss“, dann können wir uns innerlich danach ausrichten. Unsere Gefühle und sogar die Körperhaltung reagieren nämlich auf unsere innere Haltung und unsere Gedanken. Wir können die äußeren Umstände dann mit neuen Augen betrachten und empfinden sie als weniger belastend.
In dieser Aufwärtsspirale aus einer Krise hilft es, uns bewusst zu machen, was wir in der Vergangenheit schon alles gemeistert haben. Und wie uns das gelungen ist. Psycholog*innen nennen das „Widerstandsressourcen“, also die Kraftquellen und Stärken, die wir schon in uns tragen. Das kann ein gutes Netzwerk von Freunden sein, unsere Familie, die Spaziergänge mit dem Hund – unsere Resilienz-Quellen sind ganz individuell. Wenn wir den Blick immer wieder ganz bewusst auf das lenken was wir können und gemeistert haben, dann erleben wir neue Herausforderungen eher als handhabbar. Und die positive Folge wiederum ist, dass unsere Widerstandsressourcen gestärkt werden. – Unsere Resilienz fürs gute Leben wächst.
In einer Abwärtsspirale lösen die Herausforderungen des Lebens Dauerspannung in uns aus. Wenn wir längere Zeit unbewusst nur auf das schauen, was wir (noch nicht) lösen können, dann macht uns dieser Stresszustand irgendwann krank. Wir fühlen uns dann oft allein und machtlos gegenüber der Welt, statt verbunden mit anderen. Das Gefühl von Vertrauen in uns selbst und unsere Umwelt, die innere Gewissheit, dass wir das eigene Leben gestalten können nennt man in der Psychologie Kohärenzgefühl.
Leider bleibt im Pflegealltag der Kliniken nicht viel Raum, um sich auf die manchmal aufgewühlte Gefühlslage eines Patienten einzulassen, um sie oder ihn damit nicht alleine zu lassen. Und doch: oft reicht ein aufmunterndes Wort, ein netter Blickkontakt oder eine Berührung um wieder eine Aufwärtsspirale in Gang zu bringen. Das ist etwas, das wir im Alltag alle füreinander tun können, es ist für uns selbst im Moment vielleicht nur eine kleine Geste, doch für einen anderen können wir zum Alltagshelden werden, indem wir die positive Spirale wieder in Gang setzen, die einen ganzen Tag retten kann.
Seid die Alltags-Helden, die die Welt jetzt braucht!
Heidi Bohnet
Wenn wir uns die Zeit nehmen, um still zu werden, können wir unsere Gefühle wahrnehmen und offen bleiben. Das halte ich für eine gute, solide Basis, um über uns selbst hinauswachsen zu können und mit den Grundbausteinen der Resilienz für das nächste Abenteuer gewappnet zu sein. Seid die Alltags-Helden, die die Welt jetzt braucht!
Bilder: Heidi Bohnet, Blickwinkelfotografie Sarah Mochar
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